Kunstführung Juli 2022

Sammlung Würth zeigt Sport, Spaß und Spiel


Kultur gehört zur Freizeit, Freizeit ist Kultur und ist zum Ausstellungsthema in der Kunsthalle Würth
in Schwäbisch Hall geworden. Von 88 Künstlern und 10 Künstlerinnen werden unter dem Titel „Sport,
Spaß und Spiel“ noch bis 26. Februar im kommenden Jahr, Werke aller Genres in dem architektonisch
interessanten Ausstellungsgebäude präsentiert.


Eine Gruppe Kunstinteressierter der SportKultur Stuttgart ließ sich von der sehr kompetenten
Kunstvermittlerin und Malerin Veronica Solzin durch die sehenswerte Ausstellung mit wissenswerten
Erläuterungen des historischen Hintergrunds führen. Freie Zeit verbringen im Sinne von leichten
Leben ohne Pflichten, war in der Geschichte nur einem Teil von Adel, Klerus und später dem
Großbürgertum möglich. Erst etwa ab Mitte des 19. Jh. mit seinen neuen Ideen für mehr Freiheiten
für breitere Bevölkerungsschichten, mit dem stetigen Erstarken der Arbeiterbewegung und der
Gewerkschaften, war es nicht mehr nur einer gut situierten Oberschicht vergönnt, Zeit für ganz
eigene Interessen und Bedürfnisse, für Sport, Spaß und Spiel zu verbringen. Bald beschäftigten sich
die ersten bildenden Künstler, nicht mehr nur die der Pariser Bohème, mit der Einordnung dieser neu
entstandenen gesellschaftlichen Freiräume im Leben, Verhalten und neuen Denkmustern der
Menschen.


Als schönes Entrée zum Ausstellungsrundgang wählte Veronica Solzin einen aktuellen Neuzugang in
die Sammlung Würth. Es ist das 1944 entstandene Werk „Les Loisirs (Die Freizeit)“ des französischen
Kubisten Fernand Léger. Mit prägnanten, einfachen schwarzen Tintenstrichen brachte der Maler eine
wie zu einem Gruppenfoto arrangierte Gruppe Radsportler auf weißes Papier. In späteren Jahren
verwendete Léger dieses Ursprungsmotiv um farbige Varianten davon auszufertigen. Länger
beschäftigte sich Gruppe mit dem Gemälde „Schulausflug“, 1910 mit Ölfarben auf Leinwand gebracht
von Philipp Bauknecht. Besonders beindruckt das Bild die Betrachter durch seine zarte Einfachheit.
Eine Lehrerin mit 33 Schülern und Schülerinnen spazieren in einer langen Reihe hintereinander durch
eine sonnige, sommerbunte Ebene vor einer beeindruckenden Bergkulisse. Weiter vertreten ist u.v.a.
Willi Baumeister mit typisch collagenarten Werken die zurückhaltend farbig sind. Vom Grafiker Tomi
Ungerer sind u.a. kleine, skurrile Plastiken zu sehen. Nicht vergessen in der Ausstellung sind natürlich
die ersten Darstellungen von Sport überhaupt. Im alten Griechenland war die Olympiade nicht nur
ein sportliches, sondern bereits wie heute, ein gesellschaftliches Großereignis. Eine gut gestaltete
Installation mit originalen, wertvollen Vasen aus der Antike stellt dies dem Publikum eindrucksvoll
dar.


Maler haben und nehmen sich selbstverständlich freie Zeit. Von dem begeisterten und brillanten
Schachspieler Max Ernst wird ein von ihm entworfenes, dezent und dennoch edel gestaltetes
Schachspiel mit gefälligen Figureninterpretationen gezeigt.


Text und Fotos: Norbert Klotz

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