Kunsthalle Vogelmann: The Lives of Women
SportKultur Kunstfreunde bei Fotoausstellung „The Lives of Women“
Berührende Fotos von Frauen am Rande der Gesellschaft war das hauptsächliche Sujet der US-amerikanischen Fotografin Mary Ellen Mark (1940-2015). Die „Unberühmten“, so ihre Bezeichnung, habe sie in ihrem Lebensumfeld mit ihrer Kamera für die Nachwelt festgehalten. Prostituierte, Drogensüchtige, psychisch Kranke, Straßenkinder und Obdachlose hat sie behutsam porträtiert und oftmals über viele Jahre mit ihrer Kamera begleitet; die drogensüchtige und obdachlose Tiny seit sie diese 1983 als Dreizehnjährige kennengelernt hatte sogar über 30 Jahre lang. In allen Fotos von Mary Ellen Mark ist stets ein Respekt gegenüber den abgebildeten Personen spürbar. Nie richtete sie einen voyeuristischen Blick auf die Niederungen des Daseins, immer setzte sie die Dargestellten würdevoll ins Bild. Ihre zum größten Teil auf Schwarz-Weiß-Film entstandenen, nie inszenierten Bildreportagen für die großen Magazine wie Life, Time, Geo, Vanity Fair oder Stern hinterlassen beim Betrachten nicht selten ein bedrückendes Gefühl, als wolle man den Menschen helfen, es aber ohnmächtig nicht kann. Die Reportagen thematisierten unter anderem die Schicksale von Psychiatriepatientinnen im Oregon State Hospital (1981), geben erschütternde Einblicke in die prekären Lebensumstände der Sexarbeiterinnen in Mumbai (1981) oder würdigen die engagierte Arbeit von Mutter Teresa in Kolkata (1980).
Eine Leidenschaft von Mary Ellen Mark war die Filmsetfotografie. Große, weltbekannte Produktionsfirmen engagierten sie als Fotografin für Portraits und Szenen hinter den Szenen bzw. den Kulissen. Auch in diesem eher ausgefallenen Bereich entstanden dank ihrer Sehweise beindruckende Portraits von Stars und Sternchen, von der Arbeit auf dem Set und dem Geschehen im Hintergrund. Erwähnt seien hier „Apocalypse Now“ von Francis Ford Coppola 1979 sowie „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Miloš Forman 1975.
Ihre heitere, ironische Seite zeigen Mary Ellen Marks Fotos von vergnügt urlaubenden Seniorinnen in Florida sowie die Portraits von Zwillingen beim alljährigen Twins Day in Twinsburg/Ohio.
Durch die einzigartige Retrospektive führte die Kunstfreundinnen und Kunstfreunde der SportKultur Stuttgart die profunde Kennerin der ausdruckstarken Werke von Mary Ellen Mark, die Kunsthistorikerin und Kuratorin Frau Rita E. Täuber mit spannenden Hintergrundgeschichten zu den gezeigten 90 Arbeiten.
Text und Foto: Norbert Klotz