Kunsthalle Vogelmann: Bauernkriege

von Werner Rehm

SportKultur Kunstfreunde bei der Rebellion des gemeinen Mannes

Eine wüste, brutale Schlächterei war vor 500 Jahren der Bauernkrieg, auch als „Rebellion des gemeinen Mannes“ bezeichnet. Dieser gescheiterte Aufstand der Rechtlosen gegen Adel und Klerus beschäftigt bis heute nicht nur Historiker, sondern sehr intensiv Künstlerinnen und Künstler verschiedener Genres. Die Heilbronner Kunsthalle Vogelmann beleuchtet die damaligen Ereignisse in einer interessant kuratierten Ausstellung in diesem Spiegel der Kunst. Die Kunsthistorikerin Dr. Martina Kitzing-Bretz erläuterte den SportKultur Kunstfreunden geschichtliche Aspekte der damaligen Ereignisse sowie deren Interpretation durch Kunstschaffende ebenso wie die Einordnung und Bezüge zur Gegenwart. Am zentralen Fixpunkt der Ausstellung, dem sog. Barbara-Alter aus der evang. Pfarrkirche in Schwaigern, beginnt der Rundgang durch die Kunsthalle. Geschaffen hat dieses Meisterwerk eines Flügelaltars der Maler Jerg Ratgeb im Auftrag der Familie Graf Neipperg im Jahre 1510. In beeindruckenden, oft verstörenden Szenen, werden Leben, Leiden und Tod der Märtyrerin dargestellt. Der um 1480 geborene Jerg Ratgeb hat der Nachwelt nicht nur bedeutende Kunstwerke hinterlassen, er ist auch als eine zentrale Figur des Bauernkriegs in die Geschichte eingegangen. Als Mitglied des Stuttgarter Rats nahm er nach Verhandlungen mit den aufständigen Bauern an einem Kriegskontingent teil. Ratgeb wurde zum Kriegsrat und Kanzler gewählt, was für ihn nach der Niederschlagung des Aufstands in der Schlacht von Böblingen, eine Verurteilung wegen Hochverrats bedeutete. Das Urteil war sogar für die damalige Zeit äußerst drastisch: 1526 wurde er in Pforzheim durch Vierteilung mit Pferden hingerichtet.

Von namhaften Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit Krieg, Elend und Verzweiflung auseinandergesetzt haben, sind meisterliche Werke zu sehen. Die durch ein liberal-sozialistisches Umfeld geprägte Käthe Kollwitz (1867-1945) stellt im zwischen 1901 u. 1908 geschaffenen siebenteiligen Zyklus „Bauernkrieg“ düster wirkende Radierungen über die harte Lebenswirklichkeit der bäuerlichen Bevölkerung zum Ende des 19 Jh. dar. Alfred Hrdlicka (1928-2009) und HAP Grieshaber (1909-1981) haben ähnliche politische Ansätze, die vor allem von Gewalterfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg geprägt sind. Die beiden Künstler haben eine unterschiedliche Herangehensweise an die Bauernaufstände gewählt. Hrdlicka, inspiriert von Käthe Kollwitz Werkzyklus, „drückt sich in expressiven Radierungen aus, welche die brutalen Geschehnisse in einem aggressiven, männlichen Blick aufgreifen“, wie es in den Werkbeschreibungen der Kunsthalle formuliert ist. Grieshaber hingegen arbeitet das Thema in der für ihn typischen, reduzierten Holzschnitttechnik auf. Die Vierteilung Ratgebs als zentrales Motiv seines Triptychons wird eingerahmt von einem Soldaten des Zweiten Weltkriegs sowie des französischen Offiziers Ezéchiel de Mélac, der im 17. Jh. der auf Befehl seines Königs mit seinen Truppen brandschatzend und marodierend durch den Südwesten Deutschlands zog. Als Vertreterinnen und Vertreter der Gegenwartskunst seien Hannah Cooke (*1986), Andreas Mayer-Brennenstuhl (*1957), Wolfgang Folmer (*1960), Tatjana Stürmer (*1993), Luisa Richter (1928-2015) und Gunther Stilling (1943-2024) erwähnt, die mit spannenden Arbeiten ganz unterschiedlicher Art in der Ausstellung prominent vertreten sind.

Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Kunstausfahrt ins Unterland, ist der ungewöhnliche Ansatz den fest in der deutschen Geschichte verankerten Bauernkrieg geschichtlich und künstlerisch zu reflektieren, auf großen Zuspruch gestoßen und wird sicherlich in guter Erinnerung bleiben.

Text und Fotos:   Norbert Klotz

Info: https://museen.heilbronn.de/kunsthalle-vogelmann/ausstellungen/aktuell.html